Es ist ein Beruf mit sehr vielen Facetten. Man hat die Möglichkeit in verschiedenen Bereichen zu arbeiten und doch im gleichen Beruf zu sein.
Stell dich doch mal vor. Wer bist du?
Ich heisse René, arbeite bei der Wasserpolizei und bin seit 1991 bei der Luzerner Polizei.
Wie bist du zur Luzerner Polizei gekommen? Was waren deine Gründe für die Berufswahl «Polizist»?
Es war bei mir, wie bei vielen anderen, ein Kindheitstraum. Dieser Traum verflüchtigte sich jedoch vorübergehend während ein paar Jahren. Zur Jugendzeit hatte ich Berührungspunkte mit der Polizei. Um damals mit meinem Mofa etwas schneller zu sein, nahm ich Manipulationen am Gefährt vor. In dieser Zeit war ich der Polizei entsprechend nicht besonders positiv gestimmt. So kam es, dass ich nach der Schulzeit eine Lehre als Metzger absolvierte – was ich übrigens bis heute nicht bereue. Nach sieben Jahren im Beruf als Metzger fielen mir die Werbeplakate der damaligen Stadtpolizei Luzern auf. Mit diesen Plakaten kam auch der Kindheitstraum zurück und ich bewarb mich bei der Stadtpolizei Luzern um eine Stelle.
Was macht der Beruf für dich aus?
Es ist ein Beruf mit sehr vielen Facetten. Man hat die Möglichkeit in verschiedenen Bereichen zu arbeiten und doch im gleichen Beruf zu sein. Teamarbeit wird grossgeschrieben, man trifft aber gleichzeitig auch eigene Entscheidungen und trägt dafür die Verantwortung. Es wird nie langweilig, jeder Tag bringt Neues. Man lernt sehr viele Menschen aus allen Schichten kennen, ob es nun positive oder negative Begegnungen sind, Überraschungen sind nicht selten. Und zu guter Letzt kann man etwas für die Menschen tun.
Welches sind aus deiner Sicht die wichtigsten Eigenschaften die ein Polizist / eine Polizistin mitbringen sollte?
Das wichtigste ist ein gesunder Menschenverstand. Kommunikationsfähigkeiten sowie Einfühlungsvermögen sind weitere wichtige Faktoren. Zudem sollte man psychisch wie physisch belastbar sein. Psychisch muss sehr viel verarbeitet werden, dies wird wohl teils etwas unterschätzt. Weiter ist auch technisches Wissen immer mehr gefragt.
Wie war dein bisheriger Werdegang? Wo warst du bei der Luzerner Polizei schon überall tätig?
Die Polizeischule besuchte ich im Lehrgang 1991/92 bei der Stadtpolizei Luzern. Die ersten Jahre absolvierte ich in zwei verschiedenen Einsatzzügen, wo ich diverse Beförderungen bis hin zum Wachtmeister erhielt. Bei der Stadtpolizei durfte ich, da wir anfangs noch mit der Ambulanz im Einsatz waren, eine Zusatzausbildung als Transporthelfer besuchen. Ergänzend kam eine Ausbildung zum Feuerwehrmann, um mit dem Löschpikett im Erstangriff Brände bekämpfen zu können. 1995 bekam ich die Möglichkeit im Nebenamt als Wasserpolizist tätig zu sein. Dieses Amt nahm ich mit grosser Freude an. Da ich schon seit meiner Jugendzeit sportbegeistert bin, wurde ich 1997 zusätzlich angefragt, an der Polizeischule als Sportinstruktor aktiv zu werden. Auch dieses Nebenamt nahm ich gerne an. Mit all diesen Tätigkeiten verging die Zeit bei der Stadtpolizei, welche sich wie eine grosse Familie anfühlte, wie im Fluge.
Im Oktober 2007 erhielt ich die grosse Chance, die Stelle des Chefs der Wasserpolizei zu übernehmen. Zu erwähnen ist hier, dass die Wasserpolizeien der Kantonspolizei und der Stadtpolizei Luzern bereits im Jahr 1999, also mehr als 10 Jahre vor der Fusion der beiden Polizeikorps, fusionierten. Nun bin ich schon seit 14 Jahren als Chef der Wasserpolizei tätig. Seit diesem Zeitpunkt habe ich alle Nebenaufgaben abgegeben und mich voll auf die Führung bei der Wasserpolizei konzentriert. Naja, bis vor sechs Jahren, als eine Sportwoche für die älteren Mitarbeitenden ins Leben gerufen wurde. Da ich privat als Leiter Erwachsenensport aktiv bin, wurde ich angefragt, mich an der Leitung dieser Woche zu beteiligen. Ich konnte einfach nicht ablehnen. Zurückblickend kann ich sagen, ich hatte in den letzten 29 Jahren eine äusserst spannende Zeit und fühle mich auch heute immer noch sehr wohl bei der Polizei.
Wie sieht dein Arbeitsalltag aus? Was sind deine Aufgaben?
Ein normaler Tag im Sommer fängt bei uns um 08.30 Uhr an. Im Bootshaus wird das Tagesjournal der Wasserpolizei mit dem Wetterbericht und der Mannschaft eröffnet. Es folgen Arbeiten im schriftlichen Bereich, Anfragen zu Gesetzen und Bestimmungen, Baugesuche, nautische Veranstaltungen, Veterinäreinsätze, Umweltschutz, Rapporterstellung usw. Wenn es die Auftragsliste zulässt, können im Verlauf des Morgens auch Ausbildungssequenzen im Tauchen, der Flussrettung oder Fahrschulen durchgeführt werden. Während dieser Zeit muss aber immer mit einem Einsatz auf See oder Fluss gerechnet werden. Ab Mittag wird die Patrouillentätigkeit aufgenommen. Wir sind zuständig für alle Gewässer im Kanton Luzern. Unsere Hauptgewässer sind der Vierwaldstättersee, der Sempachersee und die Reuss. Bei der Patrouillentätigkeit geht es vor allem um Ordnung und Sicherheit auf dem See. Bootsführer und Wassersportler werden bei Übertretungen gebüsst oder zur Anzeige gebracht. Der Seerettungsdienst im Kanton Luzern wird ebenfalls durch uns abgedeckt. Die Anfragen an uns sind grenzenlos. Bei allen Tätigkeiten, die mit Wasser in Verbindung stehen, gelangen Anfragen an die Wasserpolizei. Wenn nicht gerade ein Einsatz läuft oder ein Sturm im Anmarsch ist, geht der Arbeitstag in der Regel um 18.00 Uhr zu Ende.
Was war dein beruflich interessantestes/einschneidenstes Erlebnis?
Persönlich habe ich eine Erfahrung gemacht, welche ich nie vergessen werde. Ich wurde während einer Patrouillenfahrt auf See auf einen Schiffsführer aufmerksam gemacht, welcher wie im wilden Westen ausgerüstet war. Als wir diese Person zur Kontrolle angehalten hatten, bedrohte er uns mit einer Langwaffe. Es kam soweit, dass er einen Schuss auf mich abfeuerte. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich hinter dem Steuer im Führerstand. Mein Kollege konnte sich nur durch einen Sprung vom Bug ins Heck in Sicherheit bringen. Mein Schutzengel war an diesem Tag am richtigen Ort. Ich konnte mich rechtzeitig ducken, so dass mich die Kugel verfehlte. Trotzdem hatte ich Verletzungen im Gesicht und am Arm, welche von der Scheibe der Führerkabine stammten. Mir wurden in der Augenklinik über rund drei Stunden Splitter aus und um die Augen entfernt. Ansonsten hatte ich aber wahnsinniges Glück.
Einschneidend war auch ein Verkehrsunfall, bei dem ein 18-jähriger Fahrradfahrer von einem Lastwagen überrollt und tödlich verletzt wurde. Ich musste sofort an meinen gleichaltrigen Sohn denken, welcher auch täglich mit dem Fahrrad unterwegs war. Es entstand direkt ein enger Kontakt zu den Eltern des Verunglückten. Ein Jahr nach dem Unfall wurde ich nochmals von den Eltern kontaktiert und um ein Gespräch gebeten, wofür ich mir selbstverständlich Zeit nahm.
Es gibt noch zahlreiche Einsätze die mir präsent sind, dies würde aber hier den Rahmen sprengen.
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