Die Polizeiausbildung ist eine Zweitausbildung. Was hast du ursprünglich gelernt und warum hast du dich entschieden eine weitere Ausbildung zu absolvieren?
Als Erstes erlernte ich den Kochberuf und arbeitete circa ein Jahr auch als Koch. Dann entschied ich mich noch eine Zweitlehre als Kaufmann zu absolvieren und war dann knapp 10 Jahre lang in zwei grossen Handelsbetrieben im Ein- und Verkauf tätig. Der Entscheid, mich (mindestens ein wenig) vom Schreibtisch zu lösen, kam eher schleichend und wurde durch einen sehr guten Kollegen, der bereits bei der Luzerner Polizei arbeitet, noch weiter bestärkt. Die ständige Planbarkeit und Büromonotonie machten mich immer unzufriedener. Auch, dass einzig das Geld (Umsatz, Denkungsbeitrag usw.) als oberster Erfolgs-Messfaktor steht, passte nicht mehr mit meiner Lebenseinstellung und mit meinen Werten zusammen. Mein Hauptansporn war und ist: Die Möglichkeit zu haben, den Menschen wirklich in allen Lebenslagen zu helfen und kreative Lösungen für Probleme zu finden.
Was hat dich am Beruf Polizistin/Polizist angesprochen?
Am meisten gefiel mir die Tatsache, dass man vom privatwirtschaftlichen «agieren» wieder zurück zum «reagieren» kommen muss; mit seinen Patrouillenkollegen, seinen Fähigkeiten und Arbeitsgeräten fähig zu sein, auf ein Geschehnis verhältnismässig und zügig zu reagieren. Zudem mag ich die Arbeit mit Menschen. Mich auf diverseste Personen und Situationen einzustellen, diese zu verstehen und auch zu helfen, gibt mir viel zurück.
Wie erlebst du die Polizeiausbildung?
Im Moment erleben wir aufgrund von Covid-19 eine Art Hybrid-Lösung von praktischer Ausbildung vor Ort in Hitzkirch und das Erlernen aller theoretischen Fächer von Zuhause aus am Bildschirm. Das sogenannte Home-Schooling wird von der IPH gut umgesetzt; so erhalten wir vertonte Power-Point-Präsentationen, diverse Selbstlernaufträge und wöchentliche Live-Streams mit den Dozenten. Im Moment haben wir nur die Fächer Schiessen, taktisches Verhalten und persönliche Sicherheit im praktischen Unterricht. Leider sind gewisse Ausbildungsblöcke wie der Rettungstag, die Funkausbildung und die Kaltwasserrettung dem Covid-19-Virus zum Opfer gefallen. Sie werden aber hoffentlich noch nachgeholt.
Was hat dir bis jetzt an der Ausbildung besonders gut gefallen? Und was hat dich überrascht?
Mir gefallen vor allem die praktischen Fächer. Dazu gehört das Schiessen, die persönliche Sicherheit und das taktisches Verhalten. Aber auch das Theoriefach Recht interessiert mich sehr. Beim Schiessen ist es die Mischung aus Respekt, Verantwortung und Körperbeherrschung, welche mich fordert, aber auch fasziniert. Bei der persönlichen Sicherheit und dem taktischen Verhalten sind die Hauptpunkte für mich das Zusammenspiel mit den Kameraden. Das man hier ohne seine Kollegen nicht wirklich viel ausrichten kann, schweisst sehr zusammen. Ich vertraue vielen meiner/en Kollegen/innen bereits so, wie ich es sonst erst nach mehreren Jahren Freundschaft tun würde. Überrascht war ich von meinen Luzerner Lehrgangskollegen. Denn man sagt ja, dass man immer jemanden hat, bei dem die Chemie nicht wirklich stimmt. Das hat sich hier bis jetzt nicht bestätigt.
Was hat dir bislang an der Luzerner Polizei gefallen?
Die erste Woche noch vor Beginn der IPH verbrachten wir damit das Korps kennenzulernen. Wir wurden von allen Abteilungsverantwortlichen jeweils persönlich empfangen und über ihre Tätigkeiten aufgeklärt. Beim ersten Zusammentreffen mit den zukünftigen Arbeitskollegen per du und als «liebe Kollegen» angesprochen zu werden, war der Moment, als mir nochmals bewusst wurde, dass ich auf dem richtigen Weg bin und einen ersten Schritt in die blaue Familie gemacht habe. Ebenfalls hatten wir die Übung DISCOVERY LUPOL, welche wir mit allen Aspiranten zusammen bestritten. Diese umfasste diverse Teamaufgaben, eine Velotour, einen kleinen Marsch und eine Bootsfahrt mit der Wasserpolizei. Diese zweitägige Übung war hervorragend, um alle Charakteren besser kennenzulernen. Sie hat bereits einen guten Teamgeist bei uns entfacht.