Emanuella, Polizistin City Plus und Bike Police

Ob Frau oder Mann, es benötigt bei der Polizei beide Geschlechter.

29.07.2022
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Stell dich doch mal vor. Wer bist du?
Mein Name ist Emanuella, ich bin 31 Jahre alt. Ich arbeite bei der Luzerner Polizei, Polizeiregion Stadt Luzern, in der Spezialversorgung. Als Polizistin bin ich täglich im Dienst, sei es zu Fuss, mit dem Auto oder dem Fahrrad.

Warum bist du Polizistin geworden?
Es war ein Kindheitstraum, den ich jahrelang immer im Hinterkopf hatte. Ich bewunderte die Polizisten schon als Kind. Selbstverständlich hat man als Kind andere Vorstellungen, wie ein Tag bei der Polizei aussieht. Während der Zeit an der Kantonsschule in Willisau wurde mir klar, dass ich zur Polizei möchte. Ich informierte mich über die Anforderungen. Ich wollte einen spannenden, vielseitigen und abwechslungsreichen Job haben. Die vielfältige und herausfordernde Tätigkeit war für mich ausschlaggebend. Da ich noch zu jung war, musste ich eine Zwischenlösung finden. Daher habe ich mich dazu entschieden, zunächst im Aussendienst sowie in der Gastronomie zu arbeiten und mich anschliessend bei der Luzerner Polizei zu bewerben. Im Jahr 2016 durfte ich dann an der Interkantonalen Polizeischule in Hitzkirch mit der Polizeischule starten.

Wo warst du bei der Luzerner Polizei schon überall tätig?
Seit dem Abschluss der Polizeischule im Jahr 2017 bin ich in der Polizeiregion Stadt Luzern tätig. In der Stadt arbeiten wir in so genannten Einsatzzügen. Ich arbeite im Einsatzzug City Plus, in der Spezialversorgung. 

Zusätzlich durfte ich in diesen Jahren an mehreren Orten und in diversen Bereichen weitere Erfahrungen sammeln. Für einen Ressourcenausgleich ging ich in die Polizeiregion Kriens/Horw. Auch war ich während einer kurzen Zeit in einem anderen Einsatzzug in der Grundversorgung tätig. Dies bedeutet, dass die Aufträge über die Einsatzleitzentrale direkt an die Patrouillen weitergegeben werden. Zudem durfte ich mir einen Einblick bei der Verkehrspolizei im Bereich Schwerverkehrselement verschaffen. Seit einem Jahr bin ich nun auch Teil der Bike Police in der Stadt Luzern.

Wie können wir uns deine Arbeit in der Spezialversorgung bzw. Brennpunktbewirtschaftung der Stadt Luzern vorstellen? Was gehört hier zu deinen Aufgaben?
Der Tag in der Spezialversorgung ist sehr vielseitig mit seinen verschiedenen Teilbereichen.

Unter der Woche beschäftigt uns oft die Drogenszene in der Stadt Luzern. Durch unser konsequentes Handeln und die stetige Präsenz wollen wir eine offene Drogenszene in der Stadt Luzern verhindern. Im Bereich der Gassenküche sind wir täglich, da wir auf öffentlichem Grund das Konsumieren oder Dealen nicht dulden. Zudem wollen wir eine Ansammlung im Gebiet der Gassenküche verhindern, vor allem von Personen, welche keinen Zutritt in die Gassenküche haben. Sei es, dass sie dort nicht angemeldet sind oder vorübergehend ein Hausverbot erhalten haben.

Wochentags übernehmen wir ab und zu auch Bewachungen von Personen, welche vor Gericht erscheinen müssen und bei denen von einer gewissen Gefahr auszugehen ist.

An den Wochenenden haben wir vermehrt mit Jugendlichen zu tun. Vor allem bei schönem Wetter zeigen wir in Parks wie beispielsweise der Ufschötti eine hohe Präsenz. Diese Präsenz ist erforderlich um Straftaten, Ruhestörungen, Littering und vieles mehr zu verhindern. Fehlbare Personen werden kontrolliert, die rechtliche Lage erklärt und nötigenfalls weggewiesen. Die Herausforderung liegt zwischen dem Verständnis, der Dialogführung und dem Beibehalten einer konsequenten Linie, zumal wir auch mit Personen aus verschiedenen Kantonen und sogar Nationen zu tun haben. Gleiches gilt auch für den Bahnhof Luzern und dessen Umgebung, wo wir täglich präsent sind.

Freitags sowie samstags sind wir auch oft vor den Clubs und Ausgehlokalen unterwegs oder markieren Präsenz, um auch da Ruhestörungen oder Auseinandersetzungen zu verhindern. Gerade auch in Verbindung mit übermässigem Konsum von Alkohol kann es schnell mal zu Streitigkeiten oder sogar Schlägereien kommen, was wir mit unserer Präsenz verhindern möchten.

Wir sind aber auch im Bereich Strassenverkehr tätig. Die verschiedenen Anliegen der Bevölkerung versuchen wir wann immer möglich zu berücksichtigen. Hierzu führen wir gezielte Verkehrskontrollen, überprüfen die Einhaltung von Fahrverboten oder die Fahrfähigkeit. Ein weiteres Thema sind die sogenannten Autoposer. Wir legen Wert darauf, diese zu beobachten und allenfalls für ihr Fahrverhalten oder für die technischen Abänderungen an ihren Fahrzeugen zu ahnden.

Seit etwas mehr als einem Jahr bin ich nun auch Teil der Bike Police. Mit dem Bike sind wir in der ganzen Stadt unterwegs. Wir führen unter anderem gezielte Kontrollen bei Fahrrädern durch, welche Verkehrsregeln missachten. Zudem legen wir ein Augenmerk auf die elektrischen Trendfahrzeuge. Wir wirken präventiv und klären Personen auf, was erlaubt ist und was nicht. Jedoch wirken wir auch repressiv und ahnden fehlbares Verhalten oder kontrollieren Elektrofahrzeuge. Zur Unterstützung der Einsatzpatrouillen sind wir zudem immer schnell vor Ort.

Du bist Teil der Bike Police. Was ist deine persönliche Motivation für diese Zusatzfunktion?
Ich bin in meiner Freizeit sportlich aktiv und auch gerne mit dem Bike unterwegs, um mich fit zu halten.

Die Bike Police empfinde ich als wichtigen Bestandteil der polizeilichen Arbeit in Hinblick auf die sich stetig verändernde urbane Verkehrslage. Der Gebrauch von Fahrrädern im polizeilichen Alltag eröffnet sowohl taktische wie auch imagefördernde Möglichkeiten. Die mobile Flexibilität eines Fahrrades sowie dessen herausstechende Präsenz ermöglichen ein reaktionsschnelles Abdecken und bürgernahes Handeln in einem grossen Einsatzgebiet. 

Beruflich motiviert mich die Vielseitigkeit und Abwechslung. Ich empfinde die Fahrradpatrouille als eine optimale Ergänzung zur Fuss- und Autopatrouille.

Welche Vorteile bringen Polizistinnen und Polizisten auf dem Velo?
Ein Vorteil ist ganz klar die mobile Flexibilität. Wir können an Orte gelangen, die mit dem Auto so nicht zugänglich wären. Oder wir können im Zentrum den Verkehr umfahren und gelangen so schneller an den Einsatzort.

Ein weiterer Vorteil ist die Bürgernähe. Auf dem Velo sind wir weniger anonym als zum Beispiel im Auto. So kommen wir eher ins Gespräch mit der Bevölkerung, was auch sehr geschätzt wird. Bike Police-Mitarbeitende können mit Fahrradfahrenden auf Augenhöhe sprechen und erhalten dadurch auch mehr Akzeptanz.

Erlebst du auch Nachteile?
Im Gegensatz zum Patrouillenfahrzeug haben wir auf dem Bike begrenzten Stauraum. Wir haben sehr wenig Ausrüstung dabei – lediglich ein paar wenige notwendige Formulare. Wir führen kein Signalisationsmaterial oder Ähnliches mit. Bei Ereignissen wie Verkehrsunfällen werden dann die motorisierten Patrouillen angefordert. Ein weiterer kleiner Nachteil ist, dass wir auch keine Personen transportieren können, wenn eine Festnahme erfolgt. Da sind wir auch auf die Unterstützung der Patrouillenfahrzeuge angewiesen. Ansonsten sehe ich aber keinen grossen Nachteil.

Was macht einem als Bike-Polizistin das Leben schwer? Worum wäre man froh seitens der Bevölkerung?
Dies beziehe ich nicht nur auf die Bike Police, sondern allgemein auf den Polizeiberuf: der fehlende Anstand und Respekt gegenüber unserer Arbeit. Beschimpfungen, Drohungen und Gewalt uns gegenüber kommen leider viel zu oft vor. Das macht zu schaffen.

Sicherlich könntest du hier einiges erzählen. Aber gibt es einen Einsatz, der dich besonders geprägt hat oder an welchen du dich gerne zurückerinnerst?
Es gibt unzählige. Bei fünf Dienstjahren an der Front könnte man einige Geschichten schreiben mit tragischen, einschneidenden, spannenden und auch vielen lustigen Momenten und Einsätzen. Viele davon werde ich nie mehr vergessen.

Eine ältere Dame war in ihrer Wohnung im Schlafzimmer gestürzt und konnte einige Tage nicht mehr aufstehen. Da eine Dame von der Spitex zwecks Reinigung mit dem Schlüssel nicht in die Wohnung kam, verständigte sie die Polizei. Mein Kollege und ich fuhren vor Ort. Die ältere Dame wohnte im EG. Beim Schlafzimmer konnten wir die Storen hochheben, jedoch war keine Person ersichtlich. Ich half meinem Kollegen auf den erhöhten Balkon zu klettern. Die Balkontüre war aber verschlossen und auch von dort aus konnte er keine Person sichten. Wir boten also den Schlüsseldienst auf und rechneten mit dem Schlimmsten. Als wir in die Wohnung kamen, hörte ich eine ganz leise Stimme. Die ältere Dame hatte sich in einer Ecke im Schlafzimmer mit einer Decke eingehüllt und konnte sich aufgrund der Verletzung des Sturzes nicht mehr bewegen. Sie habe uns immer wieder gerufen, jedoch war dies von draussen nicht zu hören. Ihre Dankbarkeit um unsere Hilfe werde ich nie mehr vergessen.

Es gibt viele andere Momente und Erlebnisse, die ich erzählen könnte. Einsätze, die psychisch wie auch physisch forderten. Viele prägende Einsätze werde ich immer mit mir mittragen. Wichtig dabei ist, die schwierigen Einsätze zu verarbeiten, um sich selber nicht zu schaden. Ich denke persönlich gerne an Ereignisse zurück, bei denen ich Menschen ein Lachen ins Gesicht zaubern konnte und deren Dankbarkeit spürte.

Du arbeitest in einem männerdominierten Beruf. Hast du Tipps für Frauen, die sich gerne für den Beruf bewerben möchten?
Geht mutig an die Sache ran. Ob Frau oder Mann, es benötigt bei der Polizei beide Geschlechter. Es ist erwiesen, dass gemischte Teams kreativer und erfolgreicher sind. Frauen verfügen über Eigenschaften, welche Männer nicht haben – und umgekehrt. Lasst euch von der Quote nicht abschrecken, auch wir Frauen können Polizei! Zudem gibt es heutzutage ein breiteres Aufgabenspektrum, das mehrere Fähigkeiten fordert. Da braucht es beide Geschlechter.

Möchtest du noch etwas Abschliessendes sagen? 
Ich persönlich versuche immer mit diesem Spruch durchs Leben zugehen: Habe stets Respekt vor dir selbst, Respekt vor anderen, und übernimm Verantwortung für deine Taten.


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